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Magic Hoffmann
Arjouni, Jakob
Magic Hoffmann
Diogenes Verlag 1996
282 Seiten

Katalog 96/97:

Alter: Ab 15 Jahren
Kategorie: Kinder & Jugendbücher
[Titelübersicht]
[Autorenübersicht]

Fred, Anette und Nickel liegen im Gras und träumen davon, nach Kanada auszuwandern. Ein Haus am Meer, endlose Wälder.. sie könnten Apfelweinbauer und Fotografen werden. Um zu ihrem Ziel zu kommen, planen die drei einen Banküberfall. Alles ist ganz einfach, besonders in dem kleinen Nest, in dem sie leben.
Vier Jahre später wird Fred Hoffmann aus der Jugendvollzugsanstalt Dieburg entlassen Als er am Kiosk vor dem Gefängnistor steht, ist ihm vollkommen klar, daß Nickel und Annette ihn gleich abholen werden. Das war schließlich ausgemacht: die beiden warten bis er rauskommt, und dann ab nach Kanada. Vier Jahre hat Fred alleine abgesessen, vier Jahre stillgehalten, damit kein Verdacht auf seine Komplizen fällt. Für ihn war die Zeit stehengeblieben; während er in seiner Zelle saß, ist Deutschland wiedervereinigt worden.
Fred merkt schnell, daß er komplett den Anschluß verpaßt hat. Nicht genug damit daß seine Freunde ihn nicht abholen: als er die heimischen Saufgrotten aufsucht, in denen er seine Jugend verbracht hat, mit schwarzen Wänden und wüster Musik, da fallen ihm bald die Augen aus. Das "Clash" heißt jetzt "Coconut Beach", und an der Bambustheke gibts Coctails zu karibischen Klängen. Die Menschen tragen Baseball-Kappen und Freds aufdringliche Art, Frauen anzusprechen, kommt noch weniger an als früher.
Fred war schon immer ein wenig peinlich, mit seiner großspurigen Art, seinen Brüllwitzen und blöden Sprüchen. Jetzt wirkt er noch hemdsärmeliger als früher, doch das ist geradezu symphatisch gegen die Entwicklung, die seine Jugendfreunde mitgemacht haben. Annette und Nickel sind nach Berlin gegangen und haben sich, jeder auf seine Art, in einer aufgepeppten Kulturschickeria etabliert. Als Fred die beiden endlich ausfindig macht, muß er feststellen, daß Annette ihren Anteil der Beute in eine Filmproduktionsgesellschaft gesteckt hat die versucht, mit Chic und Sex am "Zahn der Zeit" zu sein. Der studierte Germanist Nickel hat seinen und Freds Anteil ins Eigenheim für Frau und Kind investiert- er ist ein pseudointellektueller Spießer geworden, der genau wie Annette mit Fred nichts mehr zu tun haben will.
Fred, der an einmal getroffenen Vereinbarungen festhält, wird in seinen Freundschaftsgefühlen tief enttäuscht - dennoch gibt er seinen Traum von Kanada nicht auf und besteht beharrlich auf seinem Anteil, den Nickel ihm schuldet. Nickel braucht Zeit, und da Fred während des Wartens in eine Schägerei verwickelt wird, muß er für eine Weile untertauchen. Im Hotel "Glück" begegnet er Moni, die hier Dauergast ist; mit ihr lernt er auch gleich Deutschlands Hauptstadt ein bißchen besser kennen. In Berlin, merkt Fred, herrscht der "Wilde Osten": Russen verschieben Lederjacken und treiben Spielschulden mit Schlägen ein, Skins und Punks fallen übereinander her, Hotelbesitzer bieten Zimmer mit Aufpreis als Versteck an, und ein Taxifahrer versucht, Fred zu erpressen.
Als Fred sein Geld endlich hat, will er so schnell wie möglich weg. Doch er, der das träumen nicht verlernt hat, ist der Realität nicht gewachsen. Natürlich kommt etwas dazwischen, und so wird man Fred in ein paar Jahren nicht in Kanada, sondern in Dieburg antreffen.

Was passiert mit einem, der vier Jahre deutsche Geschichte verpaßt hat und plötzlich wieder ins Leben entlassen wird? Arjouni hat mit Magic Hoffmann einen Helden geschaffen, der einem einfach ans Herz wächst, trotz seiner Naivität, oder vielleicht gerade deshalb: durch den Zeitsprung sehen auch wir das Land plötzlich mit anderen Augen. Arjounis neuer Roman erinnert stilistisch an seine Krimis, ist aber viel mehr: er ist eine treffsichere Studie über Berlin, über die Provinz und über Deutschland überhaupt. Trotz der leicht überzogenen Tragikomik beweist er -leider- viel Realitätssinn.

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